🌾 Photohike Krickenbecker Seen
- Lars-Henrik Roth
- 27. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 20. Aug.
Eine stille Suche am Wasser
Direkt am Parkplatz beginnt der Kontrast: Ein moderner Bau mit Glasfassade, Sitzgelegenheiten und stilisierten Blattformen markiert das Infozentrum der Biologischen Station Krickenbecker Seen. Man sieht sofort: Hier wird auf der Höhe der Zeit am Naturschutz gearbeitet.
Und doch beginnt dieser Photohike mit einer Erinnerung – an die Sophienhöhe, jenen anderen Ort, an dem der Mensch die Natur zerstörte und nun versucht, sie zurückzugewinnen. Auch hier am Niederrhein war das einst ein Torfabbaugebiet, das durch menschlichen Zugriff aus dem Gleichgewicht geriet.
Doch schon 1938 wurde das Gebiet unter Schutz gestellt – und bis heute wird daran gearbeitet, der Natur ihre Ursprünglichkeit zurückzugeben.
Mit diesen Gedanken im Gepäck starte ich in den frühen Morgen.

🌅 Zaghafte Glut am Glabbacher Bruch
Nach wenigen Minuten erreiche ich den langen Damm, der zwei der Seen durchquert. Vor mir liegt der Glabbacher Bruch, ganz still – mit einer perfekten Ausrichtung nach Osten.
Erste zaghafte Morgenröte färbt den Horizont, eher ein orangefarbenes Glimmen als ein glühender Sonnenaufgang. Ich gebe mir Mühe, mit Telekompression etwas aus der Szene herauszuholen. Linien, Flächen, Ruhe.
Dann höre ich Stimmen – Fahrräder lehnen an einem Geländer. Ich erwarte eine nächtliche Runde Halbstarker. Stattdessen treffe ich auf drei fröhliche Niederrheiner, Mitte 40, die mit Smartphones auf einer Bank sitzen und voller Begeisterung versuchen, das Licht einzufangen.
Wir kommen ins Gespräch. Und ich bin berührt – von ihrer Heimatliebe, ihrer Ehrlichkeit und ihrem Wunsch, den Moment festzuhalten, ganz ohne Technikgehabe. Ich lasse ihnen eine Visitenkarte da. Vielleicht sehen sie ja später, was ich gesehen habe.
🌿 Verpasste Moore, verwunschene Wälder
Ich ziehe weiter. Am Schloss Krickenbeck vorbei – unsichtbar hinter Bäumen. Mein Ziel ist ein kleiner Moorzugang, doch der Weg ist unpassierbar, zugewachsen, aufgeweicht, ein Abbruch.
Dafür folgt ein Abschnitt, der wie ein Geschenk wirkt: Uralte Eichen und Buchen, weit auseinanderstehend, mit Farnen zu ihren Füßen. Eine märchenhafte Stille liegt über dem Wald.

🔭 Vögel, Teles und Gespräche
Dann wird es wieder lebendiger. Ich erreiche die Fläche des Rohrdommel-Projekts, ein Gebiet, das durch gezielte Wiedervernässung zum Lebensraum für diese scheuen Vögel gemacht wurde.
Hier sammeln sich Männer mit weißen Haaren und riesigen Teleobjektiven – Ornithologen oder fotografierende Akademiker? Vielleicht beides.
Ich komme mir etwas fehl am Platz vor, mit meinem kompakten Tele und der Suche nach Motiven, die nicht weglaufen. Doch auch hier entstehen Gespräche, kurze Verbindungen – getragen von Begeisterung und Fokus. Ich lasse erneut Visitenkarten da.
Vielleicht geht es ja genau darum: im Gespräch bleiben.

🥵 Asphalt, Weiden, Bremsen
Der letzte Abschnitt ist nüchterner. Die Sonne verschwindet, das Licht wird grell, die Luft schwül. Auf asphaltierten Wegen zwischen Wiesen und Weideflächen versuche ich, den Bremsen zu entkommen, die mich unnachgiebig begleiten.
Die Motive sind rar. Ich bin müde. Es war eine fordernde Tour – nicht körperlich, aber emotional.
✍️ Fazit
Ein Photohike der leisen Töne, ohne Spektakel, aber voller leiser Andeutungen.
Vielleicht ist es das, was am Ende bleibt: Die Suche nach Bildern, die nicht laut schreien – sondern flüstern.
Eine stille Suche am Wasser.
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