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Photohike Sophienhöhe – Apokalypse und Idylle

  • Autorenbild: Lars-Henrik Roth
    Lars-Henrik Roth
  • 17. Mai
  • 3 Min. Lesezeit

Es gibt Orte, an denen fahren wir jahrelang vorbei – ohne ihnen eine Chance zu geben. Die Sophienhöhe war für mich genau so ein Ort. Zu sehr verbunden mit der brutalen Wunde des Tagebaus Hambach. Ein Mahnmal der Zerstörung. Ein künstlich aufgeschütteter Berg aus Abraum, entstanden aus dem, was einmal Wälder, Felder, Dörfer war. Und doch – irgendetwas in mir wollte es wissen. Wie weit sind wir mit der Rekultivierung wirklich? Was passiert mit einer Landschaft, wenn der Mensch erst zerstört und dann versucht, wieder gut zu machen?


Ein weiter Blick über das zerstörte Land von der Sophienhöhe bei Niederzier
Blick von der Sophienhöhe

An einem windigen, kühlen Maitag war es so weit: Jule und ich packten die Rucksäcke und machten uns auf. Die GPS-Route auf dem Handy, die Kameras im Gepäck, die Gedanken irgendwo zwischen Skepsis und Neugier.



🌋 Der Anfang: Eine Mondlandschaft aus Menschenhand


Schon beim Aufstieg spürte ich, wie besonders dieser Ort ist. Karge Hänge, kaum Vegetation, ein Boden aus trockenem Schotter – als wären wir auf einem anderen Planeten gelandet. Die Wege schienen willkürlich in die Landschaft gefräst. Hier ist nichts gewachsen – alles wurde aufgeschüttet, planiert, geformt. Und doch: Zwischen den Steinen kämpften sich Pionierpflanzen empor, blühten Veilchen, schwirrten Insekten. Ein zartes Flüstern von Hoffnung inmitten der Stille.



Ich stand auf einem Aussichtspunkt mit Blick über den Tagebau. Es war still. Kein Lärm der Bagger, kein Röhren der Maschinen – nur das Rauschen des Windes. Und ich dachte: Hier stand einmal ein Wald. Und irgendwann… vielleicht… wird hier wieder einer stehen.



📸 Mein Kamera-Experiment: Alt trifft Neu


Für diesen Photohike wollte ich bewusst etwas ausprobieren. An meine Canon R6 Mark II adaptierte ich ein altes Schätzchen: das Canon EF 17–40mm f/4 L USM, Baujahr 2005. Kein IS, kein RF-Mount, aber solide gebaut, scharf und mit Charakter. Die Bilder, die ihr hier seht – mit genau diesem Objektiv fotografiert.


Die Canon R7 durfte parallel mit, bestückt mit dem Canon RF 24–240mm, um für Wildlife-Nahaufnahmen flexibel zu sein. Und siehe da: Im dichten Gehölz der rekultivierten Flächen entdeckten wir Wildpferde. Elegant, ruhig, fast ehrfürchtig grasten sie zwischen Birken und Kiefern. Wenig später: ein Eichelhäher auf einem knorrigen Ast. Die Kamera schnell zur Hand, Fokus, Serienbild – klick, klick, klick.


Das Fazit? Moderne Kameras holen aus altem Glas noch richtig viel heraus. Und ganz ehrlich: Ihr müsst euch nicht das neueste Equipment kaufen, um starke Fotos zu machen. Die entscheidende Komponente sitzt hinter der Kamera.






🐎 Zwischen Wildnis und Versuchslabor


Je weiter wir gingen, desto erstaunlicher wurde es. Auf dem Kamm der Sophienhöhe präsentierte sich eine neue Welt: Wälder mit schnurgeraden Pionierbaumreihen, Wiesen, Feuchtgebiete, Wildobst, sogar Heideflächen. Ein riesiges ökologisches Versuchslabor, das sich anschickt, wieder Natur zu werden.



Es war kein „Zurück zur Natur“, sondern ein „Vorwärts mit Natur“. Alles wirkt geplant – und doch zeigt sich hier, wie stark die Natur zurückdrängt, wenn man sie lässt. An einem kleinen Tümpel: Libellen, Molche, ein Reh am Waldrand. Ich spürte: Hier entsteht etwas. Noch nicht vollkommen, aber kraftvoll.



🎯 Fotografietipps für die Sophienhöhe


📷 Ultraweitwinkel für Landschaft und Linien

Die Sophienhöhe lebt von ihren Kontrasten. Die geometrischen Linien der Aufforstung, die Wellen des künstlichen Reliefs, die Dynamik der Wolken – all das lässt sich mit einem Ultraweitwinkel grandios einfangen. Achtet auf Vordergrundelemente wie Steine, Baumstümpfe oder Wildblumen – sie geben Tiefe und Spannung.


📷 Wildlife mit Geduld und Tele

Wildpferde, Greifvögel, Singvögel – wer sich leise bewegt und Zeit mitbringt, wird belohnt. Die Tiere sind oft scheu, aber die rekultivierten Flächen bieten gute Beobachtungsmöglichkeiten. Das 24–240mm war hier Gold wert – leicht, flexibel und mit ausreichend Brennweite an der R7 (Crop-Faktor!) für spontane Wildlife-Momente.


📷 Lichtspiele nutzen

Die Hänge der Sophienhöhe sind oft baumlos. Perfekt, um mit Gegenlicht zu experimentieren. Besonders am Nachmittag und frühen Abend entstehen dramatische Lichtstimmungen – und wer Glück hat, erlebt einen Sonnenuntergang mit Sicht bis zum Kölner Dom.



💡 Mein besonderer Tipp


🌱 Verweilt auf den Höhenwegen – nicht nur wegen der Aussicht. Hier spürt man die Kraft der Transformation. Es ist mehr als nur ein Landschaftsfoto – es ist ein Statement: Apokalypse kann der Anfang von etwas Neuem sein.





🖖🏻 Herzliche Grüße, Lars von den Photohikers

Für alle, die mit offenen Augen wandern – und fotografieren, was bleibt.

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