Photohike Eltzbachtal – Nebel, Stille und der Glanz der ersten Sonne
- Lars-Henrik Roth
- 17. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 20. Aug.
Der Wald lag noch im Schlaf, als ich die ersten Schritte tat. Ein zaghafter Lichtkegel meiner Stirnlampe tanzte über feuchte Wurzeln, moosbedeckte Steine, dunkle Stämme. Der Pfad war steil, kaum erkennbar – und doch war er der einzige Weg zu jenem Ort, den ich mir für diesen Morgen ausgesucht hatte. Ich war allein. Und es war still. Fast.
Denn der Wald spricht in der Nacht seine eigene Sprache: Knacken, Rascheln, ein Flattern dicht vor meinem Gesicht – und plötzlich war sie da: eine Fledermaus, lautlos, blitzschnell, nur zehn Zentimeter vor meiner Stirn. Der Puls stieg, das Adrenalin auch. Ein kurzer Moment, und doch einer, der hängen bleibt.
Mit pochendem Herzen erreichte ich den Aussichtspunkt hoch über dem Eltzbachtal. Noch war es dunkel, und der Atem stand als feiner Nebel in der kühlen Luft. Ich schwitzte vom Aufstieg, doch ich wollte jetzt nicht stehen bleiben – ich wollte ankommen. Und warten. Denn hier sollte sie erscheinen: die erste Sonne.

Es war kein dramatischer Sonnenaufgang. Kein Spektakel in Rot und Gold. Aber es war einer dieser seltenen, zärtlichen Morgen, die sich leise entfalten. Erst ein Hauch Licht am Horizont. Dann ein sanftes Glühen. Und schließlich trat sie hervor – die Sonne – schüchtern, aber klar. Ihre Strahlen tasteten sich durchs Tal, legten sich wie ein Schleier über die Baumwipfel. Die Burg Pyrmont, eben noch ein dunkler Schatten in der Ferne, begann zu leuchten. Ihr Gemäuer fing das Licht, ihr Turm ragte in den hell werdenden Himmel wie ein stummer Wächter des Tals.
Ich blieb lange dort oben. Fotografierte. Staunte. Und atmete diese besondere Stille ein, die nur der frühe Morgen kennt. Dann brach ich auf – hinunter zur Burg, vorbei an feuchten Steinen und knarrenden Bäumen, an moosigen Hängen und spärlichen Lichtflecken im Laub. Die Burg Pyrmont lag verlassen da – die Tore geschlossen, das Gelände nicht zugänglich. Und doch war ihre Präsenz spürbar. Ich umrundete sie, nahm ihre Formen mit dem Weitwinkel auf, spielte mit Licht und Kontrast. Der Blendenstern gelang. Ein kleiner Triumph.

Der Abstieg ins Eltzbachtal führte mich tiefer in den Wald. Und mit jedem Meter wurde es dunkler. Das Wetter schlug um – von klar zu milchig, von wach zu dämmernd. Der ISO stieg. Das Licht wurde diffus. Und die Welt wurde still. Der Eltzbach – kaum mehr als ein Rinnsal – floss träge dahin. Überall Totholz, Reste vergangener Stürme. Der Wald wirkte verletzt. Und lebendig zugleich.
Ich hielt inne an einem kleinen Felsen. Fotografierte Details. Pilze, Schatten, Strukturen auf der Rinde. Dann das letzte Ziel: der Wasserfall. Klein, aber lebendig. Und auch hier kein Spektakel – sondern Poesie. Das leise Plätschern, das Spiel des Wassers über dem Moos, ein einzelner Sonnenstrahl auf einem nassen Stein. Das reichte.
Es war kein überwältigender Photohike. Und doch einer, der mich berührt hat. Vielleicht gerade wegen seiner Zurückhaltung. Der Photohike Eltzbachtal war eine stille Begegnung. Mit dem Licht. Mit der Natur. Und ein bisschen auch mit mir selbst.
🌟 Höhepunkte der Tour
– Sonnenaufgang über dem Eltzbachtal mit zartem Lichtspiel
– Die geheimnisvolle Silhouette der Burg Pyrmont im Frühnebel
– Tiefer Abstieg ins verwunschene Eltztal
– Moos, Schatten, Pilze – fotografische Miniaturen am Wegesrand
– Kleiner Wasserfall als meditativer Schlusspunkt
📷 Fototipps für deinen eigenen Photohike
– Stirnlampe mitnehmen – der Aufstieg zum Spot beginnt in Dunkelheit
– Für den Sonnenaufgang: vorher Komoot-Spot markieren, rechtzeitig da sein
– Kleines Stativ für den Blendenstern einsetzen (f/16–f/22)
– In der Schlucht: ISO flexibel handhaben, Bewegung zulassen
– Details suchen: Strukturen, Lichtpunkte, ruhige Kontraste
💡 Besonderer Tipp
Die Fledermäuse sind kein Zufall: Der frühe Start schenkt nicht nur Licht – sondern auch tierische Begegnungen. Respektiere sie – sie sind die eigentlichen Herrscher des Waldes in der Nacht.
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