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Photohike Ölberg & Löwenburg – Jahresabschluss im Siebengebirge

  • Autorenbild: Lars-Henrik Roth
    Lars-Henrik Roth
  • vor 1 Tag
  • 4 Min. Lesezeit

Ein kalter Spätherbst-Morgen, der leise begann und immer größer wurde. Nebel, Licht, klare Fernsicht – ein Tag, der zeigt, wie reich der November sein kann. Klar und ruhig. Ein stiller Höhepunkt zum Jahresende. | von Lars-Henrik Roth

Manchmal beginnt ein Tag mit einer Stille, die nichts verspricht und doch etwas in einem öffnet. Als ich an der Margarethenhöhe aus dem Auto steige, liegt der Wald noch im Dunkel; nur ein dünner Saum Dämmerung deutet an, dass der Tag bald beginnt. Die Luft ist kalt, klar, riecht nach feuchtem Laub und Fels. Mit den ersten Schritten über den frostigen Boden fühle ich, wie die Spannung eines ganzen Fotografenjahres langsam ausatmet.


Panoramablick vom Großen Oelberg, im Vordergrund ein Felsen
Blick vom Großen Oelberg

Der Aufstieg zum Ölberg

Der Aufstieg zum Großen Ölberg führt durch einen Wald, der sich mit jedem Meter mehr öffnet. Zwischen den Stämmen schiebt sich das erste Rosa – ein leiser Morgenhauch, der den Himmel einfärbt. Kein dramatisches Licht, sondern ein vorsichtiges. Aber dieses vorsichtige Licht reicht aus, um die Konturen der Hügel zu wecken. Plötzlich liegt unter mir ein Nebelmeer, weich in den Tälern, leicht beweglich. Darüber zieht eine erste Goldlinie am Horizont entlang, zurückhaltend, aber bestimmt. Atemberaubend schön.


Ich arbeite mit dem Tele. Der Drachenfels ragt aus dem Dunst, Schloss Drachenburg schimmert wie ein Märchenmotiv. Die Hügel legen sich in weichen Ebenen übereinander, mal warm erleuchtet, mal in Blau versunken. Es ist eines jener Szenarien, die nicht laut sind, aber tief wirken – ein Morgen, der Klarheit schenkt.



Direkt am Hauptspot entdecke ich einen anderen Besucher: ein junger Fotograf, schwer bepackt, routiniert, mit einem langen weißen Tele, das im schwachen Licht glänzt. Er ist schon vor mir dort, perfekt positioniert. Wir wechseln nur einen Gruß, begegnen uns später noch mehrfach. Er fixiert die Spots, während ich Umwege gehe und auf Linien achte. Zwei unterschiedliche Herangehensweisen – getragen von derselben Suche nach dem Kern des Moments. Die Philosophie von Photohiking ist anders.


Als ich den Gipfel umrunde, zeigen sich neue Perspektiven. Einige Bereiche sind zugewachsen, andere öffnen den Blick weit in die Ebene. Ein Waldhang glüht im Gegenlicht. Nebel schiebt sich durch eine Senke, nur die Spitzen der Hügel ragen aus dem milchigen Weiß. Die Aussicht wird immer klarer, immer weiter. Es ist der Höhepunkt des Morgens: kein lautes Feuerwerk, sondern eine still wachsende Schönheit.



Begegnung zwei kommt beiläufig. Zwei junge Frauen stehen auf dem Plateau und betrachten die Landschaft. Plötzlich höre ich: „Das ist so schön, das sollte man sich an die Wand hängen!“ Obwohl ich Menschen auf Tour selten von mir aus anspreche, war das wie ein Stichwort. Ich offenbare mich als Fine-Art-Fotograf. Wir kommen ins Gespräch – leicht, freundlich, interessiert. Eine studiert Kunst, die andere begleitet sie. Ich zeige ihnen ein paar frische Motive auf dem Display. Eine kurze, aber berührende Begegnung. Ich gebe ihnen eine Visitenkarte, wir lächeln, und sie ziehen weiter.


Weiter zur Löwenburg

Der Weg zur Löwenburg verändert die Stimmung. Das Licht wird härter, direkter. Der Wind frischt auf und pfeift durch die Kiefern. Unter den Schuhen knackt gefrorenes Laub, und die Sicht weitet sich weiter. An einer Weggabelung treffe ich zwei Jungs aus Köln, die nach dem Weg fragen. Ein kurzer Plausch – offen, neugierig, sympathisch. Es ist ein Tag, an dem die Begegnungen fast so stark sind wie das Licht. Ich empfehle ihnen die Glessener Höhe für einen starken Sonnenaufgang über Köln.



Oben an der Löwenburg steht die Sonne inzwischen hoch und wirft harte Schatten über die Mauern. Das Licht ist klar, fast grafisch. Die Kanten der Ruine schneiden sich scharf in den Himmel. Ich arbeite ruhig, fange einen Sonnenstern ein, spiele mit Linien, Mauern und Strukturen. Der Wind pfeift durch die Öffnungen der Burg – ein rauer, aber kraftvoller Moment.


Der entspannte Rückweg

Der Rückweg führt durch stillen Wald. Das Licht flacht ab, die Geräusche werden weicher. Ich spüre die Müdigkeit in den Beinen, aber auch dieses stille Glück, das nur am Ende eines guten Photohikes entsteht. Ein zufriedenes Ankommen. Ein Rückblick auf einen Tag, der mehr gegeben hat, als die Prognosen versprochen hatten. Ein würdiger Abschluss eines intensiven Jahres.



🌟 Höhepunkte

  • Nebelmeere unter dem Ölberg

  • Morgenlicht über Schloss Drachenburg

  • Televerdichtungen der Staffelhügel

  • Sonnenstern an der Löwenburg

  • Grafische Strukturen der Ruine

  • Fernsicht weit ins Rheinland


📷 Fototipps unterwegs

  • Tele 135–300 mm für Nebelbänder und Kompression.

  • Weitwinkel 16–24 mm für die Ölberg-Panoramen.

  • Blende 11 für Sonnensterne.

  • +0.3 bis +0.7 EV im harten Vormittagslicht.

  • Mobil bleiben – die besten Perspektiven liegen selten direkt am Lookout.


💡 Besonderer Tipp

Die spannendsten Ebenen am Ölberg entstehen nicht direkt am klassischen Aussichtspunkt, sondern dort, wo der Hang leicht abfällt und der Blick sich unerwartet öffnet.

Weite Aussicht über das neblige Rheintal bei Bonn, mit sanft geschichteten Hügelzügen, klarer Fernsicht und einem hellen Band des Rheins, das sich durch die herbstliche Landschaft zieht.
Blick zum Rhein

🏆 Bewertung des Photohikes

Kategorie

Wertung (1–10)

Kommentar

Fotowert

9,0

Starke Lichtfenster, Nebelzüge und klare Fernsicht – hochwertige Serie.

Motivdichte

8,2

Viele starke Tele-Kompositionen; weniger im harten Licht.

Erlebniswert

9,1

Kälte, Wind, Begegnungen, Licht – ein intensiver Wandertag.

Zugänglichkeit / Sicherheit

8,7

Gut markierte Wege, teils frostig, aber solide zu gehen.

Gesamteindruck

8,8

Klarer, atmosphärischer Jahresabschluss-Hike mit starken Momenten.


Mehr entdecken

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